Forst & Wirtschaft.

Der Borkenkäfer, das große Problem der Forstwirtschaft, räumt auf wo sie versagt hat. Der Käfer befällt nur geschädigte Bäume und mahnt so dazu, nicht wieder eine Nadelbaummonokultur zu erschaffen. Er bestraft den ökonomisierten Wald.

Die Forstwirtschaft propagiert den „gepflegten Wald“. Nur wenn regelmäßig Bäume gefällt würden, verhindere man das Ersticken des Waldes. Er würde zu dunkel werden und kaputt gehen. Das widerspricht allerdings der Tatsache, dass der Wald dies die vielen Tausend Jahre vor dem Menschen wunderbar allein hinbekommen hat.

 

Die Forstwirtschaft ist ein Wirtschaftssektor mit geringer volkswirtschaftlicher Bedeutung. Ein Drittel der Fläche Deutschlands ist Wald. Dieser Wald ist aber zu einem großen Teil künstlich geschaffen und eher als Holzplantage zu verstehen. Fichte, Kiefer, Douglasie usw. sind nicht heimische Baumarten, die nicht mit den heimischen Urwaldarten zusammenpassen. Der künstlich gesetzte Wald kommt symmetrisch geplant und mit in Reih und Glied stehenden Bäumen daher. Diese Bäume sollen schnell wachsen und sind verglichen mit den Urwaldbäumen mickrig klein und binden auch entsprechend weniger CO².

Forstwirtschaft ist kein Umweltschutz, sondern eine Industrie. Das Investment – die gepflanzten Bäume – muss sich lohnen und das tut es nur mit Hilfe staatlicher Zuschüsse (Subventionen).

Ein Urwald bräuchte keine Bepflanzung. Es geht also darum, den Wald immer stärker Wald sein zu lassen. Wir brauchen mehr Waldfläche und mehr geschützte Wälder, da der intakte Wald enorm wichtig für unsere Zukunft ist. Er kühlt das Klima herunter und speichert Wasser.

 

Der steigende Holzbedarf ist zum Teil künstlich erzeugt worden. Rund die Hälfte des deutschen Holzkonsums ist Brennholz. Die Idee eines CO²-neutralen Heizstoffs hinkt durch die unsaubere Verbrennung, z.B. im Vergleich zur Kohle, und durch die nötige Wiederaufforstung, die nicht zwangsläufig gegeben ist. Eine Rodung sorgt also zunächst einmal für einen Anstieg der Temperatur.

Bäume schaffen ein für sich angenehmes Klima und arbeiten daher aktiv gegen die Klimaerwärmung, wenn wir sie lassen.

Eine starke Forstlobby, die staatlich verankert ist, kann von Politikern oft nicht sauber eingeordnet werden. Das Narrativ des hilfsbedürftigen Waldes, sorgt für immer stärkere Manipulationen durch den Menschen. Beispiele hierfür sind eine zunehmende Abholzung und der steigende Einsatz von fremden Arten.

 

Holzeinschläge müssen begrenzt und illegale verfolgt werden, letzteres betrifft aktuell die vorhandenen Schutzgebiete wie Vogelschutzgebiete oder Schutzgebiete für Flora, Fauna usw., die durch EU-Recht geschützt sind.

Ordnungsgemäße Forstwirtschaft gilt immer pauschal als naturschutzkonform, obwohl sie nicht definiert ist. Dies verschafft einem Waldbesitzer deutlich umfangreichere Möglichkeiten als beispielsweise einem Heckenbesitzer in Hamburg, der strenge Regeln zum Schneiden seiner Hecke beachten muss.

 

Für die Waldpflege sind vor allem Männer mit ihren Traditionen verantwortlich. Man hat ein Revier, geht auf die Jagd und kann seiner Männlichkeit frönen, häufig als verbeamteter Förster. Das Problem dabei ist die mangelnde Reformfähigkeit. Mitspracherechte durch die Öffentlichkeit werden gerne als Bedrohung gesehen.

 

Mensch, Wald und Klima.

 

Der Gegenvorschlag wäre ein Belohnungssystem für Waldbesitzer, das sich an der satellitenüberprüften Temperatur des Waldes orientiert. Die zugrundeliegende, wissenschaftlich begründete Idee postuliert, dass ein kühler Wald ein intakter Wald ist. Die Fördergelder würden entsprechend verteilt und kämen von einer CO²-Besteuerung von Holz.

 

Für jeden großflächigen Wald gilt in Deutschland ein allgemeines Betretungsrecht. Dass dieses Betreten die Wildtiere stören würde, ist eine Mär. Man sollte nur laut sein, damit die Tiere wissen, dass sie keine Angst vor einem Jäger haben müssen und sich entspannen.

Ein bejagtes Waldgebiet sorgt für scheue Wildtiere, dort wo das Jagen aufhört, entwachsen die Tiere wieder dieser Angst. Das dauert aber leider oft ein paar Generationen.

 

Eine Neuausrichtung des Waldes hin zu mehr Urwäldern, weniger Plantagen und weniger Holzschlag kann in der Öffentlichkeit besonders wirksam mit der aktuellen Klimawandeldiskussion begründet werden. Besonders die großen und alten Bäume speichern CO². Dafür müsste Deutschland anders aufforsten, z.B. könnten landwirtschaftliche Flächen als CO²-Speicher dienlich gemacht werden. Landwirte zu Forstwirten zu machen ist dabei aber keine Lösung. Natur kann man nicht pflegen und deswegen braucht es auch keinen Forstwirt. Die Neuausrichtung könnte in einer begrifflichen Veränderung vom Forstwirt zum Klimawirt deutlich gemacht werden. Diese verdienen dann an der Landschaftskühlung, ohne etwas an dem Wald zu verändern. Sie müssten ihn lediglich vor menschlichen Eingriffen schützen.

 

Wald & Fleischkonsum.

 

Rund die Hälfte der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland wird für Tierfutter genutzt. Hier müsste der Anreiz geschaffen werden, einen Teil dieser Fläche durch Nichtstun zu renaturieren. Gleichzeitig müsste aber der Fleischkonsum gedrosselt werden, um ein bloßes Greenwashing, also die Auslagerung der Tierfutterflächen ins Ausland, zu verhindern.

 

Günstige Fleischpreise sind seit der Antike ein gutes Mittel um die Bevölkerung ruhig zu halten. Die Eindämmung des Fleischkonsums ist daher weder leicht zu bewerkstelligen noch politisch unproblematisch durchsetzbar. Der Klimaschutz würde aber genau das erfordern.

Auf das Ausland zu warten ist keine Option. Klimaschutz ist vor Ort umsetzbar und wirkt auch dort sofort. In jedem Garten, in der Stadt, im Prinzip überall wo Bäume stehen, ist es kühler durch die einhergehende Verdunstung.

 

Künstlicher Wald vs. Urwald

 

Klimapappeln als künstlich aufgeforsteter Klimawald sind keine Option, da ein künstlich geschaffener Wald niemals die Stabilität eines Urwalds mitbringt. Es geht auch nicht vorrangig um die Bindung von CO², sondern um die Kühlung und die Regenwolkenbildung durch den Wald.

 

Wer gibt uns das Recht, uns auf Kosten aller anderen Arten so breit zu machen? Nur 0,6 % der Landschaft in Deutschland ist nicht durch den Menschen manipuliert. Die Natur müsste ins Recht gesetzt werden. Dieser Anthropozentrismus, der sich in einer menschengemachten kapitalistischen Weltordnung niedergeschlagen hat und die Natur als Ressource oder Kostenfaktor sieht, müsste gebrochen werden.

 

Natur wird oft als etwas Exklusives, etwas Ausschließendes gesehen. Das ist aber falsch. Natur schließt nur den manipulierenden Menschen aus. Wenn wir uns aber als Teil einer großen Gemeinschaft mit der Natur verstehen, verschwindet unser Feindbild und beginnt die Partizipation.

 

Wald & Emotionen.

 

Die Emotionen fehlen in der Diskussion um den Wald. Die Frage ist, was für ein Leben möchten wir haben, ein glückliches oder ein beherrschendes. Ersteres präferiert den Urwald.

Wir romantisieren den Wald, weil er etwas mit uns macht. Die Verbundenheit mit der Natur, die wir im Wald erleben, hat einen Hintergrund. Im Wald atmen wir die Kommunikation der Bäume in Form von Phytonziden (ausgedünstete Pflanzenstoffe) ein. Sie zeigen sich z.B. auch in dem würzigen Geruch eines Nadelwaldes. Durch das Einatmen dieser Stoffe senkt sich messbar unser Blutdruck und unser Puls – dies wirkt sich positiv auf unser Befinden aus. Dieser Effekt kann mehrere Tage anhalten.

Auch evolutionär macht diese Wirkung Sinn. Wir reagieren positiv auf ein gesundes und stabiles Ökosystem. Das ermöglicht uns intuitiv, einen guten Platz mit guten Ressourcen, wie sauberem Wasser und gesunden Beutetieren, zu finden.

Wald ist ein Platz, an dem man sich wieder erden kann.

 

Wald & Wissenschaft.

 

Viele Dinge, wie beispielsweise die Biodiversität sind im Wald kaum erforscht. Insbesondere bei den Kleinstlebewesen wie Bakterien, Pilzen usw. sind geschätzte 85 % bis 90 % der Arten gar nicht bekannt. Daher ist die Basis für Aussagen wie, durch die Forstwirtschaft würde die Artenvielfalt erhöht werden, gar nicht gegeben.

Es geht darum, unsere heimischen Arten zu schützen, und zwar alle gleichermaßen. Hornmilben sind genauso schützenswert wie Vögel, auch wenn sie weniger attraktiv für uns sind.

 

Wir Menschen dürfen bescheidener werden. Die Bakterien in unserem Körper wiegen mehr als unser Gehirn und trotzdem wissen wir (für) vielleicht eher „von“? (die) den allermeisten gar nicht was sie da tun. Wir haben also nicht einmal uns selbst richtig erforscht, behaupten aber, wir könnten Natur besser steuern als sie selbst.

Naturschutz ist oft kein echter Schutz der Natur, sondern ein Schutz der vorher geschaffenen Landschaftskultur. Die Lüneburger Heide ist ein Beispiel hierfür, genauso wie jeder Waldrand, der durch Weideviehhaltung entstanden ist oder jeder gepflegte Garten.

 

Die Frage ist, was wir wirklich wollen. Wollen wir unsere heile Welt erhalten oder wollen wir die Natur schützen – in ihrer vollen Funktionalität?

 

Wald und Mensch im Einklang.

 

Das Motto heißt also: Finger weg von der Natur, wo immer es geht. Rückentwicklung von vielen Nutzflächen zum Ursprünglichen, nämlich dem Wald, sodass Deutschland wieder mehr und mehr von Wald überzogen wird. Dies ist der zentrale ökologische Beitrag, den wir leisten können. Dadurch würde der Sommer weniger heiß und trocken und unser Lebensraum gesichert sein.

 

Wenn wir so weiter machen, dann ist der Wald ein Klimaopfer. Er ist aber vor allem ein Klimagestalter und wenn wir ihn machen lassen, wird er zum Klimaretter.

 

Künstliche Eingriffe durch das Pflanzen fremder Baumarten mit weniger Wasserbedarf führen den Irrweg der Fortwirtschaft nur fort. Die Waldorganismen können mit den fremden Arten gar nicht umgehen und verhungern sehr wahrscheinlich. Und für was? Nur damit wir weiter Holz produzieren können, was dadurch nicht sichergestellt ist. Auch die importierten Baumarten, wie die Douglasien, vertrocknen in einem heißen Sommer.

 

Beim Blick in die Zukunft geht es nicht um die Natur an sich. Wälder wird es auch in 100.000 Jahren noch geben, die kommen immer wieder zurück. Die Frage ist, ob wir Menschen dann noch so leben können oder ob wir das Ökosystem so an den Rand fahren, dass für uns kein Platz mehr da ist. Die Sorge betrifft also nicht den Wald, sondern unseren Lebensraum.

 

Es geht darum, intakte Wälder zu haben, die wir Menschen ein bisschen zur Ader werden lassen können. Damit verbinden sich die menschlichen Interessen mit den Bedürfnissen des Waldes.

https://www.3sat.de/gesellschaft/precht/precht-152.html